#7 Zweite Woche - amerikanischer "carnival" - Hamptons

Hallo, ihr Lieben!

 

Die zweite Woche in meiner Gastfamilie ist schon rum, deshalb ist es Zeit, dass ich wieder mal ein bisschen von meinen Erlebnissen berichte.
Im Laufe der letzten Tage habe ich mich Stück für Stück immer mehr eingelebt und mittlerweile kann ich sagen, dass ich wirklich angekommen bin. Ich kenne jetzt meine Aufgaben im Alltag, verstehe mich von Tag zu Tag immer besser mit meinen Gastkindern, habe die ersten "I love you's" gehört und trotz meines absolut katastrophalen Orientierungssinns finde ich die Wege zu den Camps der Kinder, zum Supermarkt und zu den anderen Au Pairs schon ganz ohne GPS (größtenteils jedenfalls). Auch wenn man in vielen Situationen ins kalte Wasser springen muss, weil man in einer fremden Umgebung plötzlich vor völlig unbekannten Aufgaben steht und sich total überfordert fühlt, sind es gerade diese Momente, die einen weiter voranbringen - das habe ich schon in den ersten Tagen ganz deutlich gespürt. Jetzt wird vieles mehr und mehr zur Routine. Ich fahre meinen Gastjungen jeden Morgen ins Camp und muss dafür ein ganzes Stück über den Highway, wo viele wirklich wie die Verrückten fahren und von allen Seiten überholen, ich bin zur Bank und habe ein Konto eröffnet, ich habe mich im Gym angemeldet und ich komme von Tag zu Tag immer besser ins Englische rein. Es sind immer nur kleine Dinge, aber man merkt einfach, dass es einem hilft, irgendwie selbstständiger zu werden.
Am Mittwoch war ich mit meinen Hostkids und der Mum auf einem "carnival" - das ist allerdings kein Karneval wie man vielleicht denken könnte, sondern carnival heißt übersetzt Kirmes. Organisiert wurde das Ganze von dem Camp, in dem meine Kleine diesen Sommer ist. Aber alle Familien aus Scarsdale waren eingeladen und auch Essen und Getränke waren komplett kostenlos. Es gab riesige Hüpfburgen, Wasserrutschen, Wurfbuden, ein Karusell, Kinderschminken, Popcornmaschinen usw. Und alles ziemlich amerikanisch. Außerdem habe ich das allererste Mal typisch amerikanisches Popcorn probiert, das wird hier nämlich meistens mit Butter und Salz gemacht, und ist ehrlich gesagt nicht so ganz mein Fall... :D

Diese ganzen Camps, in denen die Kinder in den Sommerferien angemeldet werden können, sind aber definitiv eine richtig gute Sache, die in Deutschland auch mal eingeführt werden sollte. Die älteren Highschool-Schüler betreuen die Kleinen und können durch diesen Sommerjob gleichzeitig noch Geld verdienen. Und die Organisation und das Programm sind einfach super. Am Freitag war z.B. costumeday, also Verkleidungstag - quasi wie Karneval bei uns. Das ist für die Kinder natürlich das totale Großereignis. Also hab ich mit meinem Mädchen ein Kostüm rausgesucht und sie hat sich nach einigem Hin und Her statt dem Elsa-Kostüm letztendlich für Tinkerbell entschieden. Ich hab ihre Haare geflochten, sie ein bisschen mit Lipgloss "gechminkt" und schon war sie das allerglücklichste Mädchen und hat den ganzen Tag lang Prinzessin gespielt.

 

Am Freitagabend bin ich dann mit der Familie wieder losgefahren nach Long Island. Unterwegs haben wir bei einem iranischen Restaurant gestoppt und ich habe das erste Mal in meinem Leben persisch gegessen. Es war echt richtig, richtig gut! Wir hatten Fladenbrot mit einer Art Auberginenpaste, Salat, Berendsch (ein bestimmter Reis), Lamm, Hühnchen und als Nachtisch Baklava - das ist so süßer Blätterteig mit Pistazien. Es hat alles wirklich unglaublich gut geschmeckt, also falls ihr mal die Chance habt, persisch zu essen - macht es! Ich werde da auf jeden Fall nochmal vorbeischauen!

Das waren die persischen Baklava - total süß, aber echt lecker!
Das waren die persischen Baklava - total süß, aber echt lecker!

Bis Dienstagabend sind wir jetzt noch hier in den Hamptons. Meine Gasteltern haben nämlich einfach spontan beschlossen, Montag und Dienstag nicht arbeiten zu gehen, sondern mal eben für ein langes Wochenende hier zu bleiben. Wir waren also wieder am Strand, waren tuben mit dem Boot und haben einige Freunde der Familie getroffen, die Kinder im selben Alter haben.

Ich bin hier allerdings nicht nur am Entspannen falls ihr das denkt, sondern habe mich heute zum Beispiel 6 Stunden lang um 5 Kinder gekümmert, was gar nicht mal so einfach war. Das ist auch wirklich eine Sache, der man sich bewusst sein sollte, wenn man mit der Gastfamilie in den Urlaub fährt oder allgemein, wenn man überlegt, Au Pair zu werden: man ist teilweise rund um die Uhr von Kindern umgeben und wird ein wenig zur "Ersatz-Mama". Klar ist offiziell von der Organisation vorgegeben, dass man mindestens 1 1/2 freie Tage pro Woche hat. Aber wenn man mit der Gastfamilie wegfährt oder sie am Wochenende zuhause sind, ist es nicht so leicht, sich einfach abzugrenzen. Und das kann eben auch anstrengend sein. Aber no offense - die Familie tut so viel für einen und allein schon für die Kinder macht man das gerne. Ich genieße die Zeit hier natürlich total, freue mich aber auch schon wieder auf ein bisschen mehr Ruhe zuhause und auf die anderen Scarsdale-Mädels.

 

Bis dahin!
- Leonie